„Priester beim Golf-spielen“ — mit freundlicher Genehmigung von Mark Lynch
Kontingenz und Vertrauen
Wir leben in einer kontingenten Welt. Wir wissen nie genau, was kommt und sind nie vor guten und schlechten Überraschungen gefeit. Um in dieser Welt leben und wachsen zu können benötigen wir ein hohes Maß an Vertrauen und Selbstvertrauen. Das Kind verläßt sich wenn es Laufen lernt darauf, dass die Eltern noch da sind und ihm wohlgesonnen sind wenn es von seinen kleinen und größeren Abenteuern wieder zurückkommt. Wird es unsicher, so sucht es im Blick der Mutter Erlaubnis und Sicherheit bevor es weiterläuft. Und auch wir Erwachsene verlassen uns abends darauf, dass die Welt am nächsten Morgen noch steht und weiterhin lebenswert sein wird. Vertrauen schützt uns vor übermäßiger Angst und Panik. Vertrauen ist der Stoff jener richtungslosen Zufriedenheit (H. Schmitz), die wir brauchen, um uns zur Welt hin zu entwickeln und in ihr zu handeln.
Vertrauen und Wachstum
In einer Psychotherapie erhalten unsere nicht optimal entfalteten Fähigkeiten und Seiten eine Möglichkeit nachzureifen. Selbstvertrauen und Vertrauen in die Welt können wachsen und sich stabilisieren. Verschüttete Anlagen und Wünsche können im Rahmen der Biografiearbeit bewußt werden und dann vielleicht auch verwirklicht werden. Ein stabileres Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten verringert Ängste und Unsicherheit. Unsere Kontaktfähigkeit zu uns selbst und anderen verbessert sich im therapeutischen Kontakt. Eine erweiterte Kontakt- und Selbstfähigkeit ist der Schlüssel für fast alles auf der Welt: Erfolg, Glück, Lebensreichtum.
Vertrauen und Kontingenz
Gesundes Vertrauen ist notwendig, um in einer kontingenten Welt leben zu können. Vertrauen heißt, wir sind ruhig und zuversichtlich, dass das, was kommen wird, uns nicht überwältigen oder fassungslos machen wird. Wir vertrauen darauf, dass wir mit dem, was kommen wird, irgendwie gut umgehen können. Wir sind nicht hoffnungslos überfordert, sondern lieber gefordert oder herausgefordert.
Das Ziel der Kontingenztherapie besteht darin, diesen Bereich des gekonnten und spielerischen Umgangs zu erweitern und zu stabilisieren. Die Erschließung dieser Quellen stärkt unser Können und Selbstvertrauen, und damit wiederum unser Grundvertrauen in unsere Welt.
Kontingenz und Spiel
Spielen ist ein schönes Beispiel für die Lust am Unvorhergesehenen. Versunken erwarten und agieren die Kinder die nächsten Geschichten ihrer Puppen. Immer wieder versuchen wir unser Glück, wie werden die Würfel fallen? Diese Haltung des offenen Erwartens ist ein Schlüssel der Therapie und gleichzeitig ein Ziel unserer Suche nach den Wurzeln unserer Lebensfreude.
Das Kontingente, Zufällige und Unwägbare der Welt erhält dann oft im Therapiefortgang mit einem Mal eine andere Färbung, eine andere Stimmung. Das vorher eher Bedrohliche wird oft überraschenderweise interessant und anziehend. Eine Spirale aus Selbstvertrauen, Vertrauen in andere und von anderen kann in Gang kommen, die unser Leben reicher und erfüllter macht.
Zentrale Themen
Gespräch – Individuation – Existenz – Kontingenz – Religion – Humor – Präsenz