Coronavirus

2.12.2021
Solidarität und Freiheit


Heute ist viel von Solidarität die Rede. Menschen werden zur Solidarität aufgerufen und möglicherweise sogar unter Druck gesetzt, auf eine bestimmte Art und Weise solidarisch zu sein. Wer heute im Corona-Zusammenhang von Solidarität spricht, verbindet damit in der Regel einen Aufruf zur Impfung gegen Corona und einen Appell an das Individuum, seine persönlichen Meinungen, Ängste oder seine Vorstellungen von Solidarität zurückzustellen. Die Handlungsrichtung dieser Solidaritätsaufrufe ist also meistens ein Aufruf wie „Reih‘ Dich ein!“, „Stelle Deine Wünsche und Deine Bedenken zurück, mach es wie alle anderen!“ Hier wird SOLIDARTÄT großgeschrieben, und freiheit ganz klein.

Aus psychologischer Sicht ist so etwas nicht gut. Stellen Sie sich bitte eine Familie vor, in der das WIR des Familiengeistes ganz großgeschrieben wird, aber das ich der einzelnen Personen ganz klein. Alle sollen sich einordnen, unterordnen und einfügen, aber ihre individuellen Besonderheiten, ihre Wünsche und die Einzigartigkeit ihrer Person kommen dabei gänzlich zu kurz. So ein Familiensystem ist tendenziell totalitär, jedenfalls ungesund und macht niemanden glücklich. Eine Familie lebt, wie jedes gesunde Wir, davon, dass sich Zugehörigkeit und Selbstverwirklichung in einer guten Balance befinden. Das Wir und das Ich müssen beide zu ihrem Recht kommen. Es gibt hierfür keinen einfachen, glatten Weg, hier muss immer wieder neu verhandelt, gerungen und ausgehandelt werden. Aber genau das macht eine lebendige Familie aus, alle Familienmitglieder ringen gemeinsam – je nach Alter und Charakter, jeder auf seine Art – um eine gute Gemeinschaftlichkeit.

Solidarität und Freiheit sollten in allen Gruppen und Gesellschaften gleich groß geschrieben werden. Auf Corona übertragen bedeutet das, es darf keine Impfpflicht geben. Es gibt hier zuviele Einwände gegen eine Impfung. Sie reichen von „die Impfung ist für alle oder die meisten unnötig“, über „es gibt andere Wege der Solidarität, andere Wege, dieser Krankheit zu begegnen“ bis hin zu „die Impfung hat auch Risiken oder ist gar gefährlich“. Diese Einwände, Bedenken und vielen alternativen Vorschläge von Medikamenten, Impfstoffen und Schutzkonzepten von Risikogruppen sollten ernst genommen und offen diskutiert werden. Wie in einer Familie auch, sollte jeder ohne Angst und Druck zu Wort kommen. Es gibt verschiedene Wege eine gute Familie zu sein und es gibt verschiedene Wege der Solidarität. Über den richtigen Weg sollte in Freiheit verhandelt werden.

21.3.2020
Wie gefährlich ist das Coronavirus?


Wieviele Leute werden schwer krank und sterben an Corona? Hier gibt es sehr verschiedene Zahlen: in Deutschland nennt man eine Sterblichkeitsrate von etwa 0,25% In Italien von 7–8%, also etwa 30-mal so hoch. In China und den anderen Ländern nennt man Raten dazwischen. Woher kommen diese Unterschiede und was bedeuten sie? Beginnen wir mit der Bedeutung dieser Zahlen.

Die normale Grundsterblichkeitrate unserer Bevölkerung liegt bei 1%. Das bedeutet jedes Jahr stirbt etwa 1% der Bevölkerung am Alter, an Krankheiten, an Unfällen. In einer Stadt mit 100.000 Einwohner, sterben demnach jedes Jahr ca. 1000 Einwohner, jeden Tag im Schnitt ca. 3 Menschen, an manchen Tagen 5, an anderen nur 2. In den Friedhöfen der Stadt gibt es an manchen Tagen 2 Beerdigungen, an manchen keine. Das ist die normale Grundsterblichkeit. Auf Deutschland hochgerechnet sterben von den 80 Mio. Einwohnern jedes Jahr ca. 800.000 Personen. 2017 waren es über 900.000 in anderen Jahren nur 700.000. Und jedes Jahr werden ca. 700.000 Kinder geboren. So insgesamt betrachtet sind das gewaltige Zahlen. Aber im konkreten Leben unserer Musterstadt mit 100.000 Einwohnern sind es nur ein paar wenige Beerdigungen und Geburten jeden Tag.

Die Sterberate bei einer Grippewelle liegt bei 0,05 bis 0,1%. Bis zu einem Promille, 0,1%, der Infizierten stirbt, von 1000 Kranken stirbt einer. So war es in der schweren Grippewelle 2017/2018 in Deutschland, es wurden 25.000 Tote gezählt, man schätzt, dass 30 Mio. Menschen infiziert waren. Ein Promille von 30.000.000 sind 30.000. 25.000 ist also etwas weniger als 0,1% von 30 Mio. Auch das sind gewaltige Zahlen, 25.000 Tote. Aber im Vergleich mit der Grundsterblichkeit von 800.000 ist es nur ein kleiner Anteil daran, der im Lauf der Dinge nicht weiter auffällt. Das ist nicht zynisch zu verstehen. Natürlich ist jeder einzelne Tod traurig und schlimm für die Angehörigen. Und gleichzeitig sind Geburt und Tod auch Teil des normalen großen Rad des Lebens.

Wenn wir diese vier Sterblichkeiten vergleichen, erhalten wir:

7% genannte Sterblichkeitsrate Corona Italien
1% normale Grundsterblichkeit
0,25% genannte Sterblichkeitsrate Corona Deutschland
0,1% Grippewelle

Man sieht 7% ist eine ganz enorme Sterblichkeitsrate und auch 0,25% ist schon mehrfach schlimmer als eine schwere Grippewelle. Ist das Coronavirus also sehr gefährlich? Um das zu beurteilen müssen wir uns die Sterblichkeitsraten genauer ansehen. Zunächst fällt der große Unterschied zwischen Deutschland und Italien auf. Woher kommt dieser Unterschied? Man hat schon verschiedene Typen an Corona vermutet, ein gefährliches in Italien, ein harmloseres hier. Möglicherweise gibt es bereits verschiedene Unterarten des Virus. Viren ändern sich ständig und können uns deshalb jedes Jahr wieder neu anstecken. Das mag also mit eine Rolle spielen. Aber offensichtlich und maßgeblich ist etwas anderes: Man hat in Italien später zu messen begonnen und weniger breit gemessen als in Deutschland. Wenn man nur im Krankenhaus misst erhält man eine höhere Sterblichkeitsrate als wenn man in vielen Arztpraxen misst. Warum ist das so? Wenn Schwerkranke und Mehrfachkranke auch noch eine Grippe bekommen werden von diesen viel mehr Menschen sterben als wenn der halbgesunde Bürger mit einem Grippesymptom zum Arzt geht. Entscheidend ist also wo man misst, welche Stichprobe man heranzieht. Wenn die gemessene Auswahl der Bevölkerung die Gesamtbevölkerung nicht wiederspiegelt spricht von einem „selection bias“, von einer Selektionsverzerrung. Man hat dann nicht die Sterblichkeitsrate von Italien gemessen, sondern die Sterblichkeitsrate in manchen Krankenhäusern in Norditalien. Dort herrscht eine besondere Situation, alte, kranke Menschen, viele Lungenentzündungen auch durch die besonders schlechte Luft in Norditalien, eine große Antibiotikaresistenz, schlecht ausgestattete Krankenhäuser. Bereits in früheren Grippewellen gab es in Norditalien eine Überlastung der Krankenhäuser mit schlimmen Zuständen.

Die Frage ist also: Was hat man eigentlich gemessen, die Sterblichkeitsrate in einer maladen Situation oder die Sterblichkeitsrate in einem ganzen Land? Die genannten 7-8% für Italien sind also sicher ein verzerrter Wert aufgrund einer Selektionsverzerrung. Und die genannte Sterblichkeitsrate von 0,25% in Deutschland, ist das der richtige Wert für die Sterblichkeitsrate in ganz Deutschland? Wer wurde in Deutschland gemessen? Nach der Orientierungshilfe für Ärzte des Robert Koch-Instituts soll nur getestet werden wenn ein „begründeter Verdachtsfall“ besteht, d.h. wenn der Patient Symptome hat und Kontakt mit einem bestätigten Corona-Kranken hatte oder sich in einem Risikogebiert aufgehalten hat. D.h. ganz klar, viele Personen, die evtl. auch infiziert sind, werden nicht getestet, so da sind Infizierte ohne Symptome und Menschen mit Grippesymptomen, die nicht zum Arzt gehen. Wieviele Infizierte sind das, wie groß ist diese Selektionsverzerrung? Man schätzt den Anteil milder und symptomarmer Verläufe auf 50%-80%. Wenn wir diese nicht mitgezählten Infizierten zu den gemessenen Infizierten hinzurechnen, ergibt sich eine Sterblichkeitsrate in Deutschland von 0,05% bis 0,125%, das wären ziemlich genau die Werte einer normalen bis schweren Grippewelle. Mit den Werten von heute, 21.3.2020, gerechnet:
Nach Hopkins Universität: 68 Tote : 19.848 Infizierte x 100 = 0,34% Sterblichkeitsrate
Wir schätzen nun die tatsächlichen Infizierten auf 39.696 bis 99.240. Damit ergibt sich eine Sterblichkeitsrate in Deutschland von 0,07 bis 0,17 also wieder den Bereich einer normalen bis schweren Grippewelle.

Wenn Corona eine ähnliche Grippewelle verursacht wie 2017 müssen wir mit 30 Mio. Infizierten rechnen. Können diese getestet werden? Nach Angaben des RKI reichen die deutschen Laborkapazitäten derzeit für rund 160.000 Tests pro Woche. Mit dieser Kapazität dauert es über 6 Jahre um 30 Mio. Menschen zu testen, wenn jeder zweite infiziert ist. Die Tests hinken also und hinken in nächster Zukunft immer mehr hinterher. Das bedeutet, die Selektionsverzerrung nimmt zu, die daraus berechnete verzerrte Sterberate wird höher.

Es gibt einen Fall, in dem eine ganze Bevölkerungsgruppe komplett getestet wurde, das Kreuzfahrtschiff Diamond Princess. In einer neueren Auswertung vom 9.3.2020 ergeben sich interessante Hinweise für eine Einschätzung der Gefährlichkeit des Coronavirus. Auf dem Schiff befanden sich 3.711 Passagiere mit Besatzung. Alle Personen wurden ab dem 3.2.2020 auf Corona getestet. Bei 634 verlief der Test positiv. D.h. nur etwa jeder Sechste hat sich angesteckt, trotz der relativ engen Verhältnisse auf einem Schiff. Von den 634 Infizierten waren 328 ohne Symptome, 306 Infizierte, also knapp die Hälfte, zeigten Symptome. Von den 634 Infizierten verstarben 7 Personen. Alle Verstorben waren zwischen 70 und 90 Jahre alt. Das ergibt eine Sterberate der Infizierten von 1,1%, ein scheinbar hoher Wert im Vergleich zu einer normalen Grippewelle mit 0,1%. Ein Grund hierfür ist sicher das relativ hohe Alter der Passagiere und die bekannte größere Anfälligkeit älterer Menschen für Influenza, Grippe und auch Corona. Auf dem Kreuzfahrtschiff waren 58% aller Personen zwischen 60 und 90 Jahre alt, in der dt. Gesamtbevölkerung waren es, Stand Ende 2018, nur gut 28%. Auf dem Schiff befanden sich also gut doppelt so viele Ältere und Alte wie in der dt. Bevölkerung, eine starke Selektionsverzerrung. Die tatsächliche Sterberate war sicher niedriger als 1%. Darüberhinaus müsste man generell untersuchen und berichten: hatten die Verstorbenen auch Vorerkrankungen und andere Krankheiten, sind sie dann wirklich an oder nur mit Corona verstorben? Der Fall Diamond Princess deutet außerdem auf eine recht geringe Infektionsrate hin, nur 17% wurden angesteckt. Und er unterstützt die Schätzung symptomarmer Verläufe von 50%-80%.

Fazit: Nach allem, was ich lese und überlege, handelt es sich bei Covid-19 um eine normale oder schwere Erkältungswelle. Auch hier sollte man angemessen vorsichtig sein. Eine Influenza ist v.a. in höheren Alter nicht ungefährlich. Arztpraxen haben auch schon früher das Händeschütteln in der Grippesaison unterlassen und auf Hygiene geachtet. Angemessene Vorsicht ist nie verkehrt. Achten Sie darüberhinaus auf Ihre Gesundheit und ihre Abwehrkräfte durch gute Ernährung und ausreichend Bewegung. Haben Sie keine Angst und bleiben Sie gesund!